Fahrzeugprüfung
Auch in Zukunft sicher unterwegs

Seit der Gründung vor 100 Jahren steht DEKRA für Sicherheit im Straßenverkehr. In dieser Zeit hat sich die Mobilität immer wieder gewandelt. Heute erleben wir den wohl größten Umbruch: Elektromobilität, Automatisierung und Vernetzung verändern unser Verständnis von Mobilität grundlegend. Doch eine Frage bleibt: Wird Mobilität auch in Zukunft sicher sein?
DEKRA steht zu seinem satzungsgemäßen Auftrag und entwickelt fortlaufend neue Kompetenzen und Dienstleistungen für die Mobilität von morgen. Ein Beispiel dafür ist der DEKRA Batterieschnelltest – eine Innovation, die für mehr Transparenz auf dem Markt für gebrauchte Elektrofahrzeuge sorgt. So trägt DEKRA auch im zweiten Jahrhundert seiner Geschichte dazu bei, dass Menschen sicher unterwegs sind.

Im Gespräch mit:
Christoph Nolte
Leiter Service Division Vehicles und Executive Vice President DEKRA Group
DEKRA hat 2022 einen Test eingeführt, mit dem sich der „Gesundheitszustand“, der sogenannte State of Health (SoH), einer Antriebsbatterie in Hybrid- und Elektrofahrzeugen testen lässt. Wie sind die Erfahrungen?
Der Test kam absolut zur richtigen Zeit. Denn mit der Zahl der Hybrid- und Elektrofahrzeuge wuchs auch die Zahl von entsprechenden Gebrauchtwagen. Allerdings konnte das Herzstück des Fahrzeugs, die Antriebsbatterie, nicht unabhängig getestet werden. Das ist aber für einen Wiederverkauf entscheidend, denn ein Austausch wäre für den Käuferinnen und Käufer sehr kostspielig.
Wie funktioniert – kurz zusammengefasst – der Test?
Über die Schnittstelle zur On-Board-Diagnose (OBD) im Fahrzeug lesen wir – unter einer kurzen Belastung – Batteriedaten aus. Die eigentliche Innovation besteht aber in der Einordnung der Messwerte mit einem komplexen Algorithmus und einer umfassenden Datenbank. Dafür werden Basisdaten von Messfahrten ermittelt, und zwar für jeden einzelnen Fahrzeug- bzw. Batterietyp, in unterschiedlichen Ladezuständen und unter unterschiedlichen Temperatur- und Umfeldbedingungen. Anschließend folgen weitere KI-basierte Berechnungen. So schafft es unser patentiertes Verfahren, den SoH schnell und präzise zu messen. Damit sorgen wir für Transparenz und leisten so einen Beitrag für mehr Akzeptanz von gebrauchten Elektrofahrzeugen.
Der Test wird aktuell weiterentwickelt. Was wird sich verbessern?
Der Test war und ist sehr erfolgreich. In Europa haben wir ihn schrittweise für bereits mehr als 130 Modelle eingeführt. Inzwischen erstellen wir monatlich rund 500 Zertifikate. Um unseren Kundinnen und Kunden aber mehr Flexibilität in der Anwendung zu bieten, werden wir in Kürze eine zweite Testoption anbieten. Dabei reicht es, das Fahrzeug an eine Ladesäule anzuschließen. Doch auch das muss noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Noch einfacher wäre der Test, wenn wir gar nicht mehr vor Ort am Fahrzeug sein müssten. Die Daten der Antriebsbatterie würden dann aus dem sogenannten Mobility Data Space kommen. Das ist ein hersteller- und fahrzeugübergreifender Datenraum, der derzeit aufgebaut wird.
Wir leisten einen Beitrag zur Akzeptanz der Elektromobilität.
Batterieprüfung unter Extrembedingungen
Bevor eine Antriebsbatterie überhaupt in einem Fahrzeug eingebaut wird, durchläuft sie umfangreiche Prüf- und Validierungsprozesse. In diesem Geschäftsfeld hat sich DEKRA ebenfalls als kompetenter Partner für Automobil- und Batteriehersteller, Zulieferer und Behörden positioniert. Eindrucksvoller Beleg dafür ist das neue Batterie Test Center (Eröffnung Herbst 2025) am DEKRA Lausitzring in Klettwitz, Brandenburg.

In der hochmodernen Anlage werden Antriebsbatterien und andere Speicherlösungen in unterschiedlichsten, auch extremen Szenarien auf ihre Sicherheit geprüft sowie zertifiziert. Zu mechanischen Tests, Leistungs- und Umweltprüfungen kommen etwa Missbrauchstests. Dabei werden Batterien Situationen weit jenseits ihrer regulären Verwendung ausgesetzt. Hier ein erster Einblick in die Prüffelder.
Mit dem neuen Batterie Test Center stärkt DEKRA die führende Marktposition des DEKRA Technology Center am Lausitzring. Die Elektromobilität spielt dort eine wichtige Rolle, da bereits Ladestationen, Elektromotoren, Antriebsachsen, Wechselrichter und Kabel geprüft und auf elektromagnetische Verträglichkeit getestet werden. Die Services rund um Antriebsbatterien und stationäre Speicherlösungen unterstreichen die Position des DEKRA Technology Center als eines der weltweit umfassendsten und modernsten Prüfzentren für die Automobilindustrie.
Auf den Strecken am DEKRA Lausitzring und in unseren Laboren in Klettwitz prüfen wir Fahrzeuge und Komponenten unter verschiedenen Randbedingungen. Fokusthemen bezüglich der Mobilität der Zukunft sind bereits das Testen von automatisierten Fahrfunktionen, der Konnektivität sowie der Cybersicherheit. Das Batterietestlabor wird das Portfolio hinsichtlich der Elektromobilität ergänzen und Prüfungen von Hochvoltspeichern ermöglichen.

Die Batterietests in Klettwitz ergänzen Prüfungen rund um Fahrerassistenzsysteme (Automated Driving) und vernetzte Fahrzeuge (Connected Driving) an anderen DEKRA Standorten. Im Verbund werden sie die Elektromobilität sicher gestalten – und zudem die Entwicklung hin zum autonomen Fahren befördern.
Die Evolution der Fahrzeugprüfung
In DEKRA Laboren wie dem neuen Batterie Test Center wird an der Sicherheit der Mobilität von morgen gearbeitet. Als Expertenorganisation mit 100 Jahren Erfahrung ist DEKRA aber schon heute ein wichtiger Faktor für mehr Verkehrssicherheit. Ein Kernelement ist die periodische Fahrzeugprüfung, die sich parallel zur Fahrzeugtechnik kontinuierlich weiterentwickelt.
So arbeitet DEKRA an Prüfmethoden für die inzwischen weit verbreiteten Fahrerassistenzsysteme. Bei diesen sogenannten Advanced Driver Assistance Systems (ADAS) handelt es sich beispielsweise um Abstandsregler, Spurhalte- und Notbremsassistenten. Sie arbeiten mit Sensoren.

2024 hat DEKRA den Demonstrator eines Gerätes vorgestellt, mit dem sich Sensoren prüfen lassen, zum Beispiel von Notbremsassistenten.
Mit Partnern hat DEKRA einen Demonstrator entwickelt, mit dem sich Sensoren im Kühlergrill und hinter den Stoßfängern prüfen lassen. Das Gerät simuliert andere Verkehrsteilnehmende und -objekte. Über die Diagnoseschnittstelle im Fahrzeug wird dann ausgelesen, was das ADAS sieht und wie es auf Gefahrensituationen reagiert. Dadurch lassen sich die Funktion und korrekte Kalibrierung von Sensoren prüfen.
Die Konzentration auf Sensorik und Software bei der ADAS-Prüfung erfordert zwar keine komplexen Prüfszenarien. Aber damit solche Methoden im Rahmen der Hauptuntersuchung möglich sind, müssen noch einige Voraussetzungen geschaffen werden, beispielsweise muss der Hersteller des ADAS einen Testmodus vorsehen, damit es im Stand geprüft werden kann.


Gutes Auge und feines Gehör
1925 geht DEKRA an den Start. Zunächst ist die Expertenorganisation auf die Sicherheit von Lkw ausgerichtet. Seit 1961 werden auch Pkw geprüft. Neben unterstützender Technik benötigten die DEKRA Expertinnen und Experten in der Anfangszeit ein gutes Auge und ein feines Gehör, um etwa Mängel an Motor, Stoßdämpfern oder Bremsen zu identifizieren (hier ein Bild von 1956).
Daten auslesen und interpretieren
Mit rund 32 Millionen Prüfungen ist DEKRA Weltmarktführer. Neben der Sichtprüfung sind dabei heute Fahrzeugdaten sehr wichtig. Die Daten werden über eine Schnittstelle ausgelesen und betreffen sicherheits- und umweltrelevante Komponenten wie Airbags oder die Abgasanlage.
Digitalisierung verändert Prüfschwerpunkte
Vernetzte und von Software dominierte Fahrzeuge werden die Fahrzeugprüfung stark verändern. DEKRA und weitere Prüforganisationen haben Schwerpunkte definiert und gestalten die Entwicklung mit der Charta 2030 mit.
Auf dem Weg zur Vision Zero
In Sachen Verkehrssicherheit ist in den vergangenen Jahrzehnten sehr viel erreicht worden – vor allem in Ländern mit periodischer Fahrzeugprüfung wie Deutschland. Dennoch sterben im globalen Maßstab immer noch viel zu viele Menschen im Straßenverkehr – nämlich jährlich rund 1,1 Millionen.
Im Jahr 2024 hat die World Health Organization (WHO) daher in ihrem „Global Status Report on Road Safety“ die periodische Fahrzeuguntersuchung erstmals als wesentliche Maßnahme für mehr Verkehrssicherheit genannt. Mit dieser Anerkennung wird es nun leichter, in noch mehr Ländern Fahrzeuge regelmäßig auf ihre Sicherheit zu überprüfen.
Risiko Straßenverkehr
In der Boomphase des Pkw-Verkehrs in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der Verkehrstoten kontinuierlich. Im Jahr 1970 erreichte sie mit rund 22.000 Opfern den Höhepunkt. Deutschland steht stellvertretend für weitere westliche Industrienationen.
Erfolge in der Verkehrssicherheit
Verbesserte Fahrzeugtechnik, bessere Verkehrsinfrastruktur und die periodische Fahrzeugprüfung haben die Zahl der Verkehrsopfer deutlich gesenkt. Im Jahr 2023 waren es in Deutschland 2.839. Von 2020 bis 2022 lag die Zahl leicht darunter. Ein Zeichen dafür, dass man nicht nachlassen darf in dem Bemühen, die Verkehrssicherheit weiter zu steigern.
Die Vision: null Verkehrstote
Seit 2016 zeichnet DEKRA Städte aus, die seit mindestens fünf Jahren keine Verkehrstoten zu beklagen haben. Der „DEKRA Vision Zero Award“ ist Vorreiter eines kühnen Plans, den die EU seit 2018 verfolgt: null Verkehrstote dank der „Vision Zero – keiner kommt um, alle kommen an“.